Warum Frauen häufiger an Schlafstörungen leiden & was sich dadurch für die Therapie ergibt
Viele von uns Frauen kennen das: Wir liegen nachts wach, schlafen vielleicht schwer ein, oder nicht durch und am nächsten Morgen sind wir gerädert. So manches hat man schon ausprobiert, wirklich nachhaltig geholfen hat vielleicht nichts. In meinen Coachings begleite ich immer wieder Frauen, die mir von Schlafstörungen berichten und die daraus resultierenden Folgen reichen von chronischen Schmerzsymptomatiken bis hin zu Krankheitsanfälligkeit. Hierbei lege ich viel Wert auf eingehende Analysegespräche und verweise dann auch gegebenenfalls an weitere Fachkräfte, sodass eine ganzheitliche Betreuung gewährleistet ist.
Dass ein gesunder Schlaf unabdingbar für unsere Leistungsfähigkeit ist, ist allen bewusst, die in ihrem Beruf und im Alltag Höchstleistung bringen möchten. Dass die Behandlung von Schlafstörungen bei Frauen sich von der Herangehensweise bei Männern unterscheiden muss, wird durch verschiedene Studien belegt. Ich empfehle Ihnen zum Thema „Schlaf“ auch meine gleichnamige Podcastfolge, die ich im Anschluss an diesen Blogbeitrag verlinkt habe.
Biologische und psychosoziale Faktoren
Biologische und psychosziale Faktoren in Bezug auf genderspezifischer Unterschiede in der Therapie von Schlafmangel spielen eine signifikante Rolle.
Studien haben belegt, dass Frauen häufiger an Schlafstörungen leiden als Männer und diese oft mit psychosomatischen Symptomen einhergehen (Riffer, Knopp, Burghardt, & Sprung, 2021). Die hormonellen Schwankungen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus, Schwangerschaft und Menopause, beeinflussen das Schlafverhalten von Frauen maßgeblich (Icenhour, Elsenbruch, & Benson, 2015). Diese zyklusabhängigen Veränderungen wirken sich auf die Schmerzsymptomatik und damit auf die Schlafqualität aus, was in der Therapie berücksichtigt werden sollte (Icenhour, Elsenbruch, & Benson, 2015).
Schmerzschwelle bei Frauen ist niedriger
Zusätzlich ist die Schmerzschwelle bei Frauen generell niedriger als bei Männern, was zu einem erhöhten Vorkommen von Schlafstörungen führt (Stumpf, Ständer, Zeidler, Schneider, & Pfleiderer).
Es zeigte sich auch, dass Frauen bei Schlafmangel häufiger unter depressiver Verstimmung leiden (Fietze, et al., 2021), was eine differenzierte Herangehensweise in der Behandlung erfordert. Hierbei ist es wichtig, neben schlafmedizinischen Ursachen auch psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen zu berücksichtigen und gegebenenfalls eine entsprechende Therapie einzuleiten (Fietze, et al., 2021).
Unterschiede in der medikamentösen Behandlung
In der medikamentösen Behandlung von Schlafmangel bei Frauen muss der unterschiedliche Stoffwechsel zwischen Frauen und Männern beachtet werden. So kann es bei Frauen zu anderen Reaktionen auf Medikamente kommen (Verrel, 2023). Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer gendersensiblen Herangehensweise in der Pharmakotherapie. In diesem Gebiet wird derzeit sensibel geforscht.
Frauen suchen sich eher Unterstützung
Die soziokulturellen Faktoren, die beeinflussen, wie und ob man Hilfe sucht sind ebenfalls relevant. Frauen sind eher bereit, sich Unterstützung bei Schlafproblemen zu suchen und nehmen somit häufiger medizinische Behandlungen in Anspruch als Männer (Riffer, Knopp, Burghardt, & Sprung, 2021).
Allerdings können finanzielle Barrieren eine Hürde darstellen, weshalb Frauen trotz Bedarfs weniger kassenfinanzierte Therapieplätze nutzen (Riffer, Knopp, Burghardt, & Sprung, 2021).
Fazit
In der Therapie von Schlafstörungen bei Frauen, sollten die obengenannten geschlechterspezifischen Unterschiede also unbedingt berücksichtigt werden. Medikamentöse Therapien sollten daher individuell auf den Stoffwechsel abgestimmt werden. Eine gendersensible Herangehensweise ist unabdingbar, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Ebenso sollten finanzielle Aspekte berücksichtigt werden, um umfassende Unterstützung gewährleisten zu können.
Hier gelangen Sie zum Podcastbeitrag „Schlaf“
Quellen
Fietze, I., Blum, H.C., Grüger, H., Käßner, F., Maurer, J.T., Nilius, G., Penzel, T., Triché, D., & Arzt, M. (2021). Diagnostik und Therapie der residualen Tagesschläfrigkeit bei Patienten mit therapierter obstruktiver Schlafapnoe. Somnologie, 25, 99 – 109.
Icenhour, A., Elsenbruch, S., & Benson, S. (2015). Biologische und psychosoziale Einflussfaktoren auf geschlechterbezogene Unterschiede beim Schmerz
Riffer, F., Knopp, M., Burghardt, J., & Sprung, M. (2021). Geschlechtsspezifische Unterschiede in der psychotherapeutischen Versorgung. Psychotherapeut, 66, 511 – 517.
Stumpf, A., Ständer, S., Zeidler, C., Schneider, G., & Pfleiderer, B. (2015). Geschlechtsspezifische Unterschiede bei chronischem Pruritus.
Verrel, F. (2023). Gender: Unterschiede in Gefäßmedizin und Berufsalltag. Gefässchirurgie, 28, 270 – 272.