Sie führen Mitarbeitergespräche, um herauszufinden, wie es Ihren Angestellten geht. Sie achten auf eine gute Work- Life- Balance bei Ihren Mitarbeiter:innen und geben Ihr Bestes, um gesund zu führen. Sie sind für alle da und bringen den Kahn immer wieder auf die richtige Route. Nehmen Sie all das auch für sich in Anspruch? Achten Sie darauf, dass Sie selbst auch nicht ausbrennen? Oder ist es nur eine Sache, die Sie Ihren Angestellten zusprechen? Können nur die ausbrennen? Sie ja nicht, denn Sie haben es ja erst durch Ihre Expertise und Ihre Resilienz so weit geschafft, in eine solche Position zu kommen?
Ertappen Sie sich dabei, wie Sie nach Feierabend über Ihre „Wehwehchen“ oder den beruflichen Druck mit Außenstehenden reden? Merken Sie, wie Sie selbst immer weniger abschalten und zur Ruhe kommen können, weil Effizienz Ihre treibende Kraft ist?
Die Anforderungen an Sie, als Führungskraft steigen stetig. Erstmals wurde der Begriff „Burnout“ 1974 vom Psychologen Herbert Freudenberger als „Krise des sozial Engagierten“ bezeichnet und bezog sich hauptsächlich auf das Berufsfeld von Menschen, die im sozialen Bereich arbeiten.
Mittlerweile wissen wir, dass Burnout in allen Berufsfeldern auftauchen kann und eben auch die Führungskräfte betrifft. Ein Burnout beginnt da, wo persönliche und berufliche Belastungen über einen längeren Zeitraum in ein Missverhältnis mit den Ressourcen gelangen (Kernen & Meier, 2012).
Aussagen oder Glaubenssätze, wie: „Ohne Resilienz und ein gesundes Mindset hätte ich es überhaupt nicht so weit geschafft.“, kommen des Öfteren in den oberen Etagen vor.
Und genau hier beginnt das Problem der Tabuisierung. Sich einzugestehen, dass man ausbrennt, oder die Leistungsfähigkeit nachlässt, setzen manche Führungskräfte mit einem Karriere- Aus gleich. Die Symptome beginnen schleichend und man spricht nicht gerne darüber, was man nicht leisten kann. Schon gar nicht in höheren Führungsebenen oder einer leistungsorientierten Umgebung.
Zunächst verlieren Sie an Energie oder haben das Gefühl eines dauerhaften Erschöpftseins. Vielleicht merken Sie, dass Sie auch Ihre Emotionen immer schwerer im Griff haben. Daraus kann dann resulitieren, dass Sie eine negative Einstellung zu Ihrem Beruf entwickeln oder sich mental davon distanzieren. Schließlich kommen Sie dann irgendwann an den Punkt, an dem Sie ein verringertes Leistungsvermögen bei sich feststellen (WHO, 2019).
Ein Team zu führen bedeutet, auf vielen Ebenen funktionieren zu müssen. Professionell und empathisch. Sich dann einzugestehen, dass das Leistungsvermögen herabgesetzt ist, kann für viele Führungskräfte bedeuten, nicht zu funktionieren und so nicht die Teamleaderin zu sein, die man selbst gerne sein möchte und die die Angestellten brauchen, um das Unternehmen erfolgreich zu führen.
Also wird oft hinter vorgehaltener Hand mit Personen aus dem engsten Umfeld über die Symptome gesprochen, die ein Burn-out mit sich bringt, um dann am nächsten Tag wieder voller Elan und Enthusiasmus die Chefin zu geben. Oder Sie unterhalten sich über Ihre körperlichen Beschwerden mit Ihren Verwandten, aber bloß nicht im Business.
Personen aus dem engsten Umfeld sind keine Profis in Burn-out Prävention und meist können Sie auch nicht nachvollziehen, was es bedeutet, ein Unternehmen zu führen mit allen Herausforderungen, die der Job der Führungskraft persönlich und beruflich mit sich bringt.
Es ist ein Trugschluss, dass Gedanken, wie „Du hast schon so viel erreicht, das schaffts Du auch!“ dazu führen, dass wir nicht ausbrennen. Vielmehr zeigt der Körper einem irgendwann die rote Karte. Ob Sie das möchten oder nicht. Und oftmals ist es dann zu spät. Der Körper hört nicht dauerhaft auf solche Gedanken, wenn die Belastung dauerhaft die Ressourcen übersteigt. Ein „Tschaka, Du schaffst das!“ hat es noch nie erreicht, sich vor einem Burn-out zu schützen.
Man kann tatsächlich ausbrennen, vor allem oder gerade dann, wenn man für eine Sache brennt und darüber vergisst, auf die Gesundheit zu achten.
Es ist paradox, sich für den Erfolg des Business einzusetzen und dabei nicht auf die mentale und physische Gesundheit zu achten. Das ist, als würden Sie ein Formel 1 Rennen gewinnen wollen und achten nicht darauf, dass Ihr Wagen technisch einwandfrei und vollgetankt ist. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, mit einem nicht auf die Anforderungen eines solchen Rennens ausgerichteten Fahrzeugs einen Wettbewerb anzutreten. Sie können vielleicht mit abgefahrenen Reifen und einem Tank auf Reserve noch einige Kilometer fahren, aber eine Meisterschaft gewinnen Sie so nicht. Wieso sollte es also im Business anders sein?
Daher ist es wichtig, dass das Thema Burn-out vor allem auch in den Führungsetagen enttabuisiert wird. Gestehen Sie sich ein, dass auch Sie als CEO ein Mensch sind, dessen Ressourcen irgendwann aufgebraucht sind, wenn Sie diese nicht hüten, wie das Wertvollste der Welt.
In meinen Coachings höre ich oft, dass die Umstände Schuld sind an gesundheitlichen Beschwerden. Leider können wir die Umstände nicht immer ändern. Was wir ändern können ist, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir uns um unsere Gesundheit eigenverantwortlich kümmern müssen. Und das haben wir alle in der Hand.
Es gibt für jede individuelle Wege, Burn-out Prävention eigenverantwortlich zu betreiben und das tatsächlich auch als Führungskraft mit einer großen To-Do- Liste. Sprechen Sie darüber und bleiben Sie ehrlich mit sich selbst.
Quellen
Kernen, H., & Meier, G. (2012). Achtung Burn-out! Leistungsfähig und gesund durch Ressourcenmanagement. Bern/Stuttgart/Wien.
WHO. (2019). Burn-out an „occupational phenomenon“: International Classification of Deseases.